Doch was heißt eigentlich Tierwohl in der Praxis?
Das Thema wird kontrovers diskutiert und der Grund dafür ist, wie so oft, das Geld. Denn die Landwirte müssen auch die Wirtschaftlichkeit ihrer Tierhaltung im Blick behalten. Maßnahmen wie eine geringere Besatzdichte im Stall oder großzügig dimensionierte Ställe, die dem Tierwohl nutzen, kosten in der Regel zusätzliches Geld.
Dennoch drehen die Bauern und Bäuerinnen der EMBA an allen Stellschrauben, die ihren Tieren ein schönes Leben ermöglichen. Wichtige Stichworte in diesem Zusammenhang sind Kuhkomfort im Stall, Auslauf auf der Weide und spezielle Ernährungsstrategien.
So genießen unsere Kühe eine ausreichende Zahl an Liegeboxen mit sauberer und bequemer Einstreu, ausreichend Futter- und Tränkeplätze, genügend Platz auf rutschfesten und trittsicheren Laufgängen (oft mit Gummibelag), um auch mal einer schlecht gelaunten Kollegin ausweichen zu können, Kuhbürsten, Ventilatoren, Kuhterrassen und manchmal sogar Kuhduschen.
Im Sommer können die Tiere in der Regel auf die Weide gehen, oft verbringen sie ihre Zeit dann aber auch gerne im Stall. Gerade an Tagen, an denen die Wetterbedingungen nicht ideal sind. Keine Kuh ist gerne Hitze oder Dauerregen ausgesetzt. Darüber hinaus sorgen in manchen Ställen Ventilatoren für die nötige Frischluftzufuhr.
Und: Leckeres Futter wartet überall auf die Kühe. Auf der Weide ist es das saftige Gras des Allgäus, im Stall sind es Heu und an Inhaltsstoffen reiches Futter: Mais, Grassilage, Mineral- und Ergänzungsfutter, das Ganze ernährungsphysiologisch ausgewogen und in einer in der Zusammensetzung genau berechneten Menge. Das heißt, die Kuh bekommt neben Gras und Heu zusätzliche Nährstoffe. Und auch Mineralstoffe sowie Salz dürfen nicht vergessen werden. Ein ausgeklügeltes System, quasi ein Ernährungsplan für Kühe. Was sie bekommen hängt ganz individuell davon ab, ob eine Kuh gerade gekalbt hat, mitten im Leistungshoch steht oder in der Trockenstellerphase, also quasi im Mutterschutz sechs Wochen vor der Geburt. Dafür ziehen wir Expert_innen, sogenannte Fütterungsberater_innen, zu Rate. Diese nehmen Proben von den Grundkomponenten des Futters, das auf unseren Höfen erzeugt wird, und berechnen dann die entsprechende Menge und Zusammensetzung der Ergänzungsmittel, die notwendig und nützlich sind. Besonders wichtig ist uns bei der Ernährung, dass die EMBA-Betriebe keinerlei gentechnisch veränderte Futtermittel an die Kühe ausgeben. Das Zertifikat „GVO-frei produzierte Milch“ bestätigt uns das. Unsere Futtermittel kommen ausschließlich aus europäischem Anbau, sie sind also „Übersee-frei“. Wir möchten Ressourcen schonen, unnötige Emissionen vermeiden und uns für den Erhalt intakter Ökosysteme einsetzen. Deshalb verzichten wir bewusst auf Tropenfuttermittel.
Wir von der EMBA nehmen aber noch weitere Werkzeuge in die Hand, um unseren Tieren ein schönes und gesundes Leben zu ermöglichen. Wie zum Beispiel die Initiative „Q-Wohl“, die das Land Baden-Württemberg im Jahr 2016 ins Leben gerufen hat. Ein Instrument, mit dessen Hilfe die Haltungsbedingungen von Milchkühen nachhaltig bewertet und verbessert werden können. Seit Sommer 2019 lassen sich im Rahmen dieses „Q-Wohl“-Labels einige Betriebe der EMBA in die Ställe schauen und zertifizieren. Darüber hinaus nehmen die EMBA-Landwirte teilfinanzierte Beratungen zu den Themen „Optimierung Tierwohl“, „Tierbasierte Indikatoren“ und „Höhere Tierschutzstandards“ vom Bundesland Baden-Württemberg in Anspruch.